Vom 17.-20.5.2016 fanden sie in der Kaubstraße den Raum für Begegnungen, Geschichten, Diskussionen, Aktionen und Spaß zu teilen. Das Projekt wurde gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

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„Und trotzdem:
Wir sind gekommen. Getrieben vom Gefühl der Menschlichkeit, das Menschlichste an uns überhaupt!
Wir sind geblieben. Dafür haben wir mit unserem Leben gekämpft, um unseren Kindern und Kindeskindern ein Leben zu ermöglichen.
Wir wurden geduldet und abgeschoben. Auch wenn es verfassungswidrig war, und trotzdem haben wir nicht aufgegeben.

Wir laufen, schreien, atmen, um nicht stehenzubleiben, weil das unser Tod bedeuten könnte.
Grenzen entstehen. Zäune und Mauern werden errichtet.

Sie verlaufen überall, sie durchlaufen uns, wir geben auf, wir geben einen Fingerabdruck.
Wir verlieren die Kontrolle über das Leben. Wir geben nicht auf, nicht jetzt."

                                                                                                                                                            Sarah Gaad

Ein sonniger Tag im Mai: Im Berliner Schlachtensee spiegeln sich Libellen und nackte Füße um die Wette. Auf der Wiese liegt eine Gruppe junger Menschen, sie spielen Karten, lachen, basteln Feuervögel und baumeln mit den Seelen. Ein Eisverkäufer fragt mich, ob wir eine Klassenfahrt machen. Nein, es ist keine Klassenfahrt. Es ist ein Ausflug an dem Geflüchtete und Menschen ohne Fluchterfahrung teilnehmen. Beim Bezahlen ruft er noch ein „Viel Glück“ hinterher.

Doch es ist nicht Glück, was wir brauchen, denn es ist weder Zufall noch Schicksal, was passiert.

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In der Zeit vom 17.-20. Mai 2016 findet in der Kaubstraße das zweite „Come as you are“ statt – ein Begegnungsprojekt für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund. Die teilnehmenden Refugees sind in einer sog. Notunterkunft in Tempelhof untergebracht. Dort verfügen sie zwangsläufig über sehr viel freie Zeit, denn für geflüchtete Menschen gelten andere Arbeits-, Wohnraum- und Freizeitregeln als für Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft.

Bevor über ihren Asylantrag entschieden wird, bevor sie eine Arbeitsgenehmigung erhalten, bevor sie selbständig entscheiden können, wo sie wohnen und einkaufen möchten und bevor sie tatsächlich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft am selbstbestimmten Alltag teilhaben dürfen, vergeht sehr viel Zeit.

Das Begegnungsprojekt setzt genau da an. Es bietet eine Austauschplattform für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. In unterschiedlichen Workshops wie Radio oder Theater haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, einander zu begegnen, ihre Geschichten zu erzählen und voneinander zu lernen. Auf Ausflügen an den Schlachtensee oder ins Jumphouse können alle mal ausspannen und ein paar schwerelose Momente erleben, dies sogar im wahrsten Sinne des Wortes.

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Das gemeinsame Barbecue am letzten Abend ist das Schmuckstück der Woche. Es wird gemeinsam geplant, eingekauft und gekocht. Alle beteiligen sich an der kulinarischen Jonglage der Gerüche und Gerichte. Die gemeinsam verbrachten Tage münden an diesem Abend in einer ausgesprochen heiteren Stimmung: An allen Ecken wird gekichert, geschlemmt und über wichtige Nichtigkeiten geplaudert. Es ist das Stück Normalität, was an diesem Abend so besonders ist.

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Nein, es ist kein Glück, was wir brauchen, sondern möglichst viele Begegnungsorte für alle. Denn nur so können Lernräume entstehen, aus denen neue Ideen für eine offene und inklusive Gesellschaft entsprießen.

 

 

„Come as you are“

"And nevertheless:

We have come. Driven by a sense of humanity, the most human of us ever have!

We have remained. We have fought with our lives, to allow our children and grandchildren a life.

We were tolerated and deported. Even if it was unconstitutional, and yet we have not given up.

We run, screaming, breathing in order not to stop, because that could mean our death.

Limitations arise. Fences and walls are built.

They run anywhere, they go through us, we give up, we give a fingerprint.

We lose control of life. We do not give up, not now. "                                  

                                                                                                                                                 Sarah Gaad

A sunny day in May ­― here, dragonflies and feet mirror themselves vyingly in the Berlin Schlachtensee. There, a group of youngsters have a chilling rest on the nearby meadow while playing cards, laughing, folding firebirds and, so to speak, leaving all their cares behind. An iceman asks me if we were on a school trip. No, it’s not a school trip. It’s a jaunt for refugees and people without experience of migration. “Good luck,” he says while handing me the change.

Yet, it isn't luck, what we need as it’s neither chance nor fate what happens.

From May 17th through May 20th, 2016 the second “Come as you are”–a project of encounter for people with and without a flight background–is taking place in the Kaubstraße. At their place in Tempelhof–a so-called makeshift shelter–they inevitably dispose of a lot of spare time since for refugees apply other industrial, residential and recreational rules as for members of the majority society.

Before deciding on their application for asylum and before they obtain a work permit and before they can decide independently where they want to live and shop, and before they actually may participate as full members of society on self-determined life, lot of time passes.

The encounter project is right there. It offers an exchange platform for refugees and people without fleeing experience. In different workshops such as radio or theater, participants have the opportunity to meet each other, to tell their stories and learn from each other. On trips to the Schlachtensee or the Jumphouse everybody can relax and experience a few weightless moments, and this even literally.

The common barbecue on the last night is the highlight of the week. It's being planned, shopped and cooked together.. Everybody participates in the culinary juggling of the smells and dishes. The days spent together lead this evening to a very cheerful mood: In every corner there is giggling, feasting and chatting about important nothings. It is the piece of normality, which is so special this evening.

No, it's not luck, what we need, but as many meeting places for as possible. Only by this learning spaces are being created, from which spring up new ideas for an open and inclusive society.

Gästehaus

  • Barrieren

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    Die Jugendbildungsstätte Kaubstraße ist nicht barrierefrei. Trotzdem und deshalb legen wir großen Wert auf die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion.

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  • Fleischkonsum

    FleischBeitr

    Seit einiger Zeit bieten wir in unserem Haus überwiegend Fleisch- und Wurstprodukte sowie Eier an, die qualitativ hochwertiger sind als konventionell erzeugte Produkte.

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  • Lage - Anreise

    HausBeitr

    Unsere Doppelhausvilla liegt verkehrsgünstig im Zentrum Berlins.
    Sie  befindet sich in der Nähe des Fehrbelliner Platzes in ruhiger Lage im sog. Landhausviertel, umgeben von einem großen Garten.

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  • Freizeit

    Volleyballspiel in der Freizeit

    Es gibt in der Jugendbildungsstätte und in der unmittelbaren Umgebung der Kaubstraße zahlreiche Möglichkeiten, die Freizeit gemeinsam zu gestalten.

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